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1 Mai. Tag der Bündnisse.

Eigentlich war alles wie immer. So stand es zumindest in der Zeitung „Delmenhorster Kreisblatt“: Laut Polizeiangaben beteiligten sich rund 150 Menschen an der Mai-Demo des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die unter dem Motto „Ungebrochen solidarisch“ stattfand. Darunter waren auch Vertreter von Verdi, Die Linke, Jusos und dem Türkischen Arbeiterverein.“ Danach gab es dann eine Kundgebung mit ca. 200 ZuhörerInnen. Die konnten auf dem Bismarckplatz sitzen, den Redner*innen zuhören und dabei Bratwurst, Pommes oder Kuchen essen und Kaffee oder Wasser oder Bier trinken. 200 auf dem Bismarckplatz. In Delmenhorst arbeiten ca. 22.000 Menschen. Der Organisationsgrad der DGB-Gewerkschaften beträgt zur Zeit 17 Prozent in Zahlen für Delmenhorst wären das 3740.  Auf dem Bismarckplatz waren also ca. 5 Prozent der potentiell möglichen Gewerkschafter*innen. Und was macht der DGB? Kündigt ein Familienfest an. Damit mehr Menschen kommen? Das scheint nicht geklappt zu haben: Das Familienfest viel allerdings aus. Die Kinder der Gewerkschafter*innen, die vielleicht auch schon wieder Kinder haben – die waren eben nicht gekommen. Die Band mühte sich ab – die Texte konnte wieder keiner verstehen, wollte aber auch niemand. Eigentlich wollten alle nur ihre Ruhe haben: Bei einem Durchschnittsalter deutlich über 50 Jahre kein Wunder. Familienfest war es also nicht. Eine kämpferische Kundgebung auch nicht. Nicht so viele Reden sollten gehalten werden. Also die üblichen Musterreden aus dem DGB-Hauptvorstand von Menschen, die die anwesenden Zuhörer*innen nur vom Hören-Sagen kennen. Energiekrise, Klimakrise, Inflation, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Ungebrochen solidarisch war das Motto. Im nächsten Jahr sollte sich der DGB überlegen, wie insgesamt mehr Menschen angesprochen werden könnten. Und Demo und Kundgebung sollten wieder bunter werden: Schüler*innen, junge Arbeitnehmer*innen, Familien mit Kindern. Wie schaffen wir es, diese Gruppen zum 1. Mai zu mobilisieren. Das sollte jetzt die Frage sein. Und im DGB Stadtverband sollte auch geklärt werden: Gewerkschaften brauchen in Zeiten, in denen das Streikrecht angegriffen wird, viele Bündnispartner*innen. Diese sollten dann am 1. Mai 2024 auch wieder sprechen dürfen: Türkischer Arbeiterverein, Breites Bündnis gegen Rechts, Klima-Aktivist*innen: Denn die Energiekrise, die Klimakrise, die Inflation, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg – die Lösung dieser Probleme schaffen die Gewerkschaften nicht allein. Auch das sollte am 1. Mai zum Ausdruck kommen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Werner Kenner (Samstag, 06 Mai 2023 00:40)

    Ich habe nach ca. 15 min. den Rentnertreff wieder verlassen, weil die Redner nicht zu verstehen waren und habe gemütlich am Graftwerk gesessen und nebenbei die Musik vom Hans-Böckler Platz gelauscht. Der Versuch Sprechchöre mit Kindergartenmethoden hat mich ziemlich abgeschreckt. Wenn zur Eröffnung der Sprecher nicht einmal die Namen der Redner aussprechen kann zeugt es schon von mangelnder Vorbereitung. Einmal im Jahr Präsenz der Gewerkschaft bringt keinen Nachwuchs und schon gar nicht wenn keine Inhalte hängen bleiben. Sorry, aber Arbeiter kämpfen um ihre Existenz und brauchen Solidarität und keine Abgrenzung