· 

Dreck im Fleisch

Dreck im Fleisch. Ist es erst mal drin, bleibt es.

Food Inc.: Ein Jahrzehnt ist das Wissen alt. Es hat nichts genützt!?

Dreck im Fleisch. Wie lange noch?

Es muss so im Jahre 2013 gewesen sein, dass ich den Film "Food Inc." gesehen habe. Auf Wikipedia gibt es eine schöne Zusammenfassung: "90 % aller industriell hergestellten Nahrungsmittel [in den USA] enthalten Mais oder Soja bzw. daraus hergestellte Inhaltsstoffe. Vor allem wird es jedoch als Futtermittel verwendet. Bei Rindern hat dies bedrohliche Folgen, da diese von Natur aus Grasfresser sind. Es kommt zur Vermehrung von Escherichia coli-Bakterienstämmen im Pansen, von denen einige (nach Mutationen) für den Menschen tödlich sein können.


Die Verbreitungswege solcher Infektionen lassen sich dann kaum noch nachvollziehen (im Fleisch eines Hamburgers können Anteile von über 1.000 Rindern enthalten sein). Aufgrund der subventionierten Grundstoffe aus Mais können bspw. die üblichen Fast Food-Produkte deutlich günstiger angeboten werden als gesunde Zutaten für selbst zubereitetes Essen (z. B. frisches Gemüse). Die überreichlich mit Zuckern versehenen Lebensmittel führen dazu, dass jeder 3. nach dem Jahr 2000 geborene US-Amerikaner zuckerkrank werden wird (bzw. schon ist, das Ausmaß bei den Jugendlichen – insbesondere aus den nicht reichen Schichten – ist erschreckend hoch).

In Deutschland haben wir eine solche Entwicklung auch: Und wir haben zwar keine Eschericia-coli-Bakterien im Fleisch, dafür aber Listerien in der Produktion.

Eine Listeriose kann bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem lebensbedrohlich sein. Bei gesunden Erwachsenen verläuft diese Erkrankung dagegen meist symptomlos oder harmlos. Auftretende Beschwerden sind meist grippeähnlich und unspezifisch. Typische Symptome sind Fieber und Muskelschmerzen oder Durchfall und Erbrechen. Bei schweren Verläufen dieser Krankheit kann es zu Blutvergiftungen sowie Gehirn- und Hirnhautentzündungen kommen. Es gab insgesamt eine Häufung dieser Fälle im Jahr 2019. Leckere Aussichten.

Weißt Du noch, wieviele Menschen an der Listeriose gestorben sind in 2019? Wenn der Dreck erst mal in der Produktion ist, wird er bleiben. Menschen sterben in der Produktion und beim Konsum von "unserem" Fleisch".

Daher ist es sehr gut, dass die Bundesregierung am 20. Mai 2020 beschlossen hat, die Produktionsbedingungen in der Fleischindustrie jetzt anders zu regeln. Insbesondere das Verbot von Werksverträgen und das Verbot des Einsatzes von LeiharbeitnehmerInnen in der Fleischproduktion wird nachhaltige Auswirkungen haben. Aber eine Umsetzung soll es erst in 2021 geben.

Besonders eine Formulierung ist dabei lesenswert: "Zoll und Arbeitsschutzbehörden sowie kommunale Ordnungs- und Gesundheitsämter sollen zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Arbeits-, Infektions- und Gesundheitsschutzstandards eingehalten werden." Klar wird durch diese Formulierung, dass es geltendes Recht bisher nicht durchgesetzt werden konnte - die Hersteller sich also im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck darum geschert haben, was sie eigentlich beachten sollten. 

Es wird in den nächsten Monaten darauf ankommen, den Druck auf die Fleischindustrie hoch zu halten - und dies geht auch durch bewußteren Konsum von Fleisch. Wo kaufst Du Dein Fleisch?

Im Supermarkt und beim Schlachter? Gut. Dann bist du Teil des Problems. Denn wir alle kriegen unser Fleisch aus der industriellen Massentierhaltung, die besonders durch die Subventionen der EU gefördert wird. Diese Subventionen müssen anders verteilt werden. Die bäuerliche Landwirtschaft muss stärker gefördert werden, nicht die industrielle Massentierhaltung. Öko- und Biolandwirtschaft müssen stärker gefördert werden. Diese Förderung gezielt einzustzen bedeutet, automatisch eine bessere Qualität des Fleisches und eine geringere Produktionsmenge. Dadurch verbessern sich auch die Umweltbedingungen und der Landschaftsschutz. 

Die Missstände in der heutigen Landwirtschaft und industriellen Fleischproduktion sind bewusst geschaffen von ein Systemversagen wegen falscher Anreizsysteme. Bewusst geschaffen von Funktionären der großindustriellen Landwirtschaftslobby und deren Verbänden sowie entsprechenden Abgeordneten und Ministern der deutschen und europäischen Politik - so sieht die Kette des Systemversagens aus - schön beschrieben in CICERO:

"Konkret läuft das Systemversagen in der deutschen Landwirtschaft nach folgendem Muster ab:

Wir subventionieren landwirtschaftliche Betriebe mit Milliardenbeträgen, damit sie größere Ställe bauen und mehr Tiere halten, als ihre Felder ernähren können. Damit diese nicht verhungern, subventionieren wir den Kauf von Futtermitteln, wie etwa Soja, aus den südlichen Ländern dieses Planeten. Selbstverständlich bedauern wir, dass die Kleinbauern dort im Süden von ihren Ländern vertrieben werden und versuchen diese mit Millionen an Entwicklungshilfe dafür zu entschädigen. Weil deren Wälder gebrandschatzt werden, damit die Futtermittel für uns dort angebaut werden können, geben wir viel Geld für Klimaschutzkonferenzen aus und kritisieren die dortigen Politiker für ihre untaugliche Umweltpolitik. Unsere Bauern kippen in Folge viel mehr Gülle auf ihre Felder, als diese aufnehmen können, weil die Anzahl der Tiere in den Ställen nicht mehr zu der Größe der Felder passt. Das Resultat: Wir verseuchen großflächig Bäche, Flüsse, Seen und unser Grundwasser. Dadurch verstoßen wir gegen die EU-Richtlinien, was dazu führt, dass wir von „unserer“ EU verklagt werden und heftige Strafzahlungen leisten müssen, wenn wir die Bauern jetzt nicht endlich maßregeln und sie daran hindern, so zu agieren, wie wir es von ihnen verlangt haben. Und da wir ja kein Gift trinken und krank werden wollen, subventionieren wir in letzter Konsequenz auch die Wasserwirtschaft, damit diese versucht, die Gifte wieder aus dem Wasser zu holen, was technisch längst an seine Grenzen gestoßen ist und dazu führt, dass immer häufiger Trinkwasser in manchen Gemeinden mit dem anderer Wasserwerke verschnitten werden muss, um die gesetzlichen Grenzwerte einhalten zu können"

Diese Verkettung von Fehlanreizen, Fehlallokationen und Fehlverhalten zu durchbrechen, wird notwendig sein, um mehr zu erreichen, als die Verbesserung von Arbeitsbedigungen in der Fleischindustrie. Einen ersten Schritt hat die Politik in diesen Tagen gemacht. Weitere müssen folgen. Sorgen wir gemeinsam dafür.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0