Da kündigt jemand. Keiner weiß was Genaues. Seit dem 20.06.2024 geht es mal wieder zur Sache in Delmenhorst. Nee, stimmt nicht: Es geht nicht um die Sache. Es geht um Personen. Passend zum Sommerloch hat ein Geschäftsführer des AWO Kreisverbandes und der Firmen „AWO Sozialstation gemeinnützige GmbH“ und „AWO Service gemeinnützige GmbH“ gekündigt. Getitelt wurde dann „AWO Delmenhorst verliert ihren Geschäftsführer“.[1] Wir konnten dann noch erfahren, dass der Geschäftsführer selbst gekündigt hat, seine Gründe: „Die Ansichten über die strategische Ausrichtung des Verbandes zwischen mir und dem Vorstand gehen auseinander.“ Er ginge aber nicht im Groll.
Was wir wissen und was wir nicht wissen.
Was wir wissen: Ein Herr Venzke ist der vierte Geschäftsführer in zwei Jahren, der oder die die Brocken hingeschmissen hat. Einer Geschäftsführerin wurde gekündigt. Jedenfalls: Sie sind jetzt alle weg. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt. Trotzdem wird dann spekuliert: „Es heißt, dass Venzke unter anderem gestört habe, dass sich der Vorstand der AWO-Delmenhorst zu stark in die Aufgaben des Geschäftsführers einmische.“[2]
Was wir nicht wissen: Der geneigte Lesende erfährt aber nicht, woher diese Information stammt. Es wird auch nicht berichtet, warum DelmeNews überhaupt die Information über die Kündigung erhalten hat. Im Delmenhorster Kreisblatt steht dann dazu: „Venzke selbst, langjährig erfahren in der Arbeit der Sozialverbände, sagte auf Nachfrage, er gehe „nicht im Bösen“. Aber er fügte hinzu: „Die Vorstellungen differieren.“ Weiter wollte er nicht ins Detail gehen. Es wird auch nicht bekannt, worauf die Aussage hinsichtlich der langjährigen Erfahrung basiert. Bezüglich der Details: Damit hält er es ähnlich wie seine Vorgänger.“ Und: „So strebe der sogenannte Kreisausschuss der AWO als wichtiges Entscheidungsgremium einen anderen Aufgabenzuschnitt für die Stelle Geschäftsführung an, im Klartext: Der oder die Neue soll im Vergleich zu den Vorgängern und Vorgängerinnen Verantwortung abgeben. Details wollte Groth öffentlich nicht nennen.“[3]
Was wir nicht wissen: Warum hat Harald Groth dann doch noch etwas geschrieben. Neugierig geworden auf diese Personalie und ihre Hintergründe bin ich geworden durch folgende Sätze von Harald Groth: „Etwas anderes ist es, wenn im Rahmen der Aufsicht ein Geschäftsführer an Erledigung des Jobs zu erinnern ist – wie es in jedem Verein passiert: z.B. an fehlende Vor- bzw. Unterlagen, nicht eingereichte Verwendungsnachweise, korrekturbedürftige Stellenpläne, fehlende Liquiditätsplanung, rechtzeitige Vorlage der Monatsabschlüsse. Das sind Aufsichtspflichten eines Vorstandes in jedem Verein, aber keine Einmischungen ins bevollmächtigte operative Geschäft.“ So hat Harald Groth sich laut DelmeNews geäußert am 21.06.2024.“[4]
Was wir nicht wissen: Diese Sätze werden nur in DelmeNews veröffentlicht. Der Artikel meidet den Begriff „Presse-Erklärung“. Wir wissen auch nicht, in welcher Form das im Artikel benannte „Statement“ von Harald Groth bei der Redaktion von DelmeNews eingegangen ist. Was wir auch nicht wissen, ist, warum die anderen Redaktionen in Delmenhorst keine diesbezüglichen Statements erhalten haben.
Was wir wissen: Wer Harald Groth kennt, weiß, dass er nicht zu unüberlegten Äußerungen neigt. Er ist ein Mensch, der den Ausgleich sucht, wo er nur kann – aber er bezieht eben auch klar Position. In diesem Fall möchte ich interpretieren: Er war nachhaltig angesäuert über den Weggang des Geschäftsführers. Was also war passiert?
Was wir wissen: In den Fällen, wo sich eine Firma oder eine Verein oder eine Kommune von jemanden trennt - man wirft sich keine Steine hinterher. Die Menschen machen sich dann individuell immer einen Reim darauf – wir kennen das alle: Wenn Gründe genannt werden, dann „wissen“ wir alle, dass es die genannten Gründe wohl nicht gewesen sind. Wenn keine Gründe genannt werden, ist es so, dass sich jeder seinen oder ihren Teil denkt, mit den Nachbarn, Arbeitskolleg:innen oder in der Tankstelle oder beim Bäcker darüber spricht – heute aber eben eher auf Facebook dazu schreibt. Die AWO Delmenhorst wurde ob dieser Nachricht mit dem FC Bayern verglichen oder schlicht als „vergiftet“ bezeichnet. Ganz erfahrene Kommentatoren aus der Vereinsbranche fordern dann einfach: „Vielleicht ist es an der Zeit, den Vorstand auszuwechseln.“[5]
Verlorenen Überblick zurückgewinnen
Was wir wissen: Es gab und gibt Meinungsverschiedenheiten und Differenzen. Aus dem wenigen, was dann in den nächsten Artikeln und Kommentaren zu lesen ist, habe ich versucht, mir einen Überblick zu verschaffen, damit ich verstehen kann, was los ist. Denn bisher hat es keine Berichte darüber gegeben, die die Ursachen für den Wechsel in der Geschäftsführung der AWO zu ergründen versuchten. Es gab auch keine sachliche Berichterstattung, die der Frage nachgegangen wäre, wie schwierig es in Zeiten des Fachkräftemangels ist (insbesondere während und nach Corona), auf allen Positionen in sozial ausgerichteten Betrieben das richtige Personal zu finden.
Was wir nicht wissen: Wir wissen nicht, warum die letzten 5 Geschäftsführer:innen gegangen sind. Auch bei Herrn Venzke nicht – es wurde auch nicht querrecherchiert, warum fast zeitgleich in einer anderen Zeitung über seine Arbeit in einem anderen Verband steht, dass er dort viele Missstände hinterlassen hat, die wohl auch eine Insolvenzgefahr für das DRK im Landkreis mit sich hätte bringen können.[6]
Was wir wissen: Die Leser und Leserinnen der jeweiligen Zeitungsartikel erfahren, dass es da noch einen Vorstand gibt, der auch noch einen Vorsitzenden hat: Harald Groth heißt er.
Was wir wissen: Es gibt einen Unterschied zwischen dem Verein der AWO und den GmbHs der AWO.
Was wir nicht wissen: Wir wissen nicht, wie die Verantwortung dort verteilt ist, und wer wem welche Anweisungen zu geben hat, wer sich bei wem in die Arbeit einmischen darf etc.
Was wir wissen: Es ist so, dass der Name „Harald Groth“ alles zu erklären scheint. Harald Groth sei machtversessen, er solle doch endlich mal gehen, er habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt, wie man heute mit Personal umzugehen hat und kenne sich mit moderner Personalführung nicht aus. Außerdem ist er 81 Jahre alt. Und dann hat er auch die Chuzpe, jemanden, der die Arbeit des Vorstandes des Vereins AWO anonym kritisiert, als „feige“ zu bezeichnen: „Es widerspricht auch der modernen demokratischen Kultur der AWO: Dispute – ganz gleich welcher Art – werden von den Mitgliedern der AWO auf Antrag in Gremien des Verbandes diskutiert und geklärt. Ein Antrag in diese Richtung ist bislang unserem Wissen nach nicht erfolgt.“[7] Und er hat versucht, zu erklären, dass es ein Unterschied ist, ob sich ein Vorstand in die operative Arbeit eines ihm unterstellten Geschäftsführers einmischt oder ihn einfach nur fragt, warum er seine Sachen nicht pünktlich erledigt, wie es vereinbart gewesen ist.
Was wir wissen: Es gibt ein Narrativ in Delmenhorst: Wenn Harald Groth etwas macht, ist es negativ. Zugegeben: Mein Rat wäre es dann nicht gewesen, dass der im Mittelpunkt von Zeitungsartikeln stehende Harald Groth dann auch noch einen Beschluss verkündet, in dem ihm von einem ihm übergeordneten Gremium das Vertrauen ausgesprochen worden ist. Ich hätte es gar nicht veröffentlicht. Weil die Außenwirkung eben nicht hilfreich war. Und weil Menschen außerhalb der Verbandsstrukturen der AWO die einzelnen Gremien und ihre Zusammensetzung und Bedeutung nicht kennen oder richtig bewerten können.
Was wir wissen: Am 20.06.2024 konnte die Eigenkündigung des Geschäftsführers der AWO bekannt gegeben werden. Am 21.06.2024 gab es laut Delmenhorster Kreisblatt Hinweise von 13 Mitarbeiter:innen, die einen offenen Brief geschrieben haben sollen.
Was wir wissen: Ein offener Brief ist ein Brief, den ich an jemanden schreibe, in dem Bewusstsein und der Absicht, dass ich ihn oder sie oder die Institution wissen lasse: Das lesen jetzt viele mit. Pass also auf, was Du antwortest – die Öffentlichkeit wird dies auch mitlesen können.
Was wir wissen: Dieser offene Brief war kein offener Brief – denn in diesem Fall konnte die Öffentlichkeit diesen Brief nicht mitlesen, Unterschriften wurden nicht bekannt gegeben. Der Brief wurde nur an das Delmenhorster Kreisblatt gesendet, auch nicht an die AWO. Es ist also ein anonymes Schreiben, kein offener Brief. Daher kommt es auf die Zitate an, die in dk-online zu lesen waren: „Auch ein im Zuge des Weggangs von Venzke geplantes Outsourcing von Personalabteilung und Finanzbuchhaltung, sei, weil mit geplanten Kündigungen verbunden, „eine Schmach für einen Verband, der sich selbst als Wohlfahrtsverband betitelt.“[8]
Was wir wissen: Dann folgt ein paar Tage später ein – wiederum – OFFENER Brief der Mitarbeiter: innen, etwas mehr als 100 an der Zahl, welcher auch nur auszugsweise bekannt gemacht wurde.[9]
Was wir nicht wissen: Ungeklärt durch die Recherchen der Presse bleibt auch die Frage, ob alle Unterzeichnenden wussten, dass ihre Unterschrift dann auch einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden würden. Wir wissen darüber nichts, weil die Erklärung im Wortlaut nirgends vollständig zu lesen war.
Veränderungen müssen durchgesetzt werden
Was wir wissen: Ein ehrenamtlicher Vorstand eines Vereins trifft betriebswirtschaftlich überlegte Entscheidungen und setzt diese dann auch durch. Der Geschäftsführer der AWO hätte diese Entscheidung umsetzen müssen, und wollte das wohl nicht. Daher hat er dann wohl gekündigt.
Was wir wissen (sollten): In jeder GmbH ist die Struktur auch so. Der Geschäftsführer führt die Geschäfte nach den Beschlüssen der Gesellschafterversammlung. Die Gesellschafterversammlung gibt dem Geschäftsführer die Erlaubnis, die Geschäfte nach diesen Beschlüssen zu führen und legt dies fest. Mit erweiterten umfassenden Rechten oder mit weniger Rechten.
Was wir wissen: Es wird der Eindruck erweckt, als wenn dieser Vereinsvorstand mit feudaler Brachialgewalt vorgeht: Bei der AWO gibt es keine Mitbestimmung, wie in anderen Betrieben, bei der AWO geht jeder und jede zitternd morgens zur Arbeit, bei der AWO herrschen feudale Zustände: „Groth hält an Plänen fest“.[10] Groth, der feudale Herrscher, zieht überall die Strippen. Diese Personalisierung von Entscheidungen eines Vorstandes, die Reduktion auf die scheinbare Willkür eines einzelnen ist nicht in Ordnung. Auch wenn es sich gut lesen lassen soll. Denn die Konsequenz ist, dass gewachsenen und belastbare demokratische Strukturen entwertet werden. Diese Entwertung hat auch eine entpolitisierende Dimension. Die Folge: Populistische Argumente lauten dann meist: Da muss dann doch mal von oben interveniert werden.
Versuch einer Chronologie
Was wir wissen: Die Ereignisse vom Juni 2024 kommen nicht überraschend. Vor zwei Jahren gab die damalige Vorsitzendes, Andrea Meyer-Garbe ihre Position als Vorsitzende bei der AWO auf. Zitat: „Es gab Differenzen innerhalb des Vorstandes, dass sie nicht mehr die geeignete Person war, die Beschlüsse des Kreisvorstandes nach außen zu tragen. Die Grundwerte der AWO seien wunderbar und sie würden gelebt. “[11] Fast genau vor zwei Jahren war Andrea Meyer-Garbe aus dem Vorstand der AWO zurückgetreten. Die Berichterstattung hat auch dies schnell wieder zu den Akten gelegt. Wenn man wissen wollte, woran es gelegen hat, konnte das schnell von den „üblichen informierten Kreisen“ erfahren: Der Vorstand hatte eine Anfrage an den Bezirk der AWO gestellt, wo es darum ging, bestimmte Dienstleistungen zu zentralisieren, die in Delmenhorst erbracht werden. Und gibt es die Kommentare von der Außenlinie: So geht es nicht, das kann ja wohl nicht sein – so der Tenor von AMG, die sich jetzt wieder öffentlich meldet und versucht, irgendetwas zu erreichen. Vor allem aber, wieder mal in der Zeitung zu stehen.
Was wir wissen: Der im Jahr 2022 begonnene Veränderungsprozess schien gut vorbereitet. Am 19.06.2024 hatte der Vorstand der AWO Delmenhorst den letzten entsprechenden Beschluss zur Ausgliederung des Personalwesens gefasst, der die Umsetzung der Zentralisierung zum 01.01.2025 vorsieht. Der Geschäftsführer war seit Monaten damit befasst, diese Umsetzung vorzubereiten, dazu gehört mit den Menschen darüber zu sprechen, dafür zu werben, dafür zu sorgen, dass niemand Ängste entwickelt. Diese Veränderung sollte dann am 20.06.2024 den von den Veränderungen betroffenen Mitarbeiterinnen mitgeteilt werden.
Was ich recherchieren konnte: Der Betriebsrat ist wohl auch informiert worden – aber wie es aus diesen Kreisen heißt, nicht durch ausreichende Gespräche. Die Kommunikation mit den Beschäftigten ergab sich dann anders, als gedacht und geplant: Herr Venzke hat dem Vorsitzenden am 20.06.2024 vor der Mitarbeiterbesprechung mündlich mitgeteilt, dass er kündigt. An diesem Tag sollte das betroffene Personal zur Vergabe der Dienstleistungen an den Bezirk informiert werden. Der Geschäftsführer und Harald Groth vom Vorstand sind dann trotzdem wie verabredet in die Sitzung mit den betroffenen Mitarbeiter:innen gegangen. Herr Venzke hat dann dort seine Kündigung bekannt gegeben – online war es dann am 17:36 Uhr auf DelmeNews - und hat sich kurz danach aus der Sitzung verabschiedet. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde dann klar, dass die Entscheidung, die monatelang diskutiert und besprochen worden ist, bisher nicht ausreichend vom Geschäftsführer in die Betriebe der AWO kommuniziert worden ist. Weder gegenüber dem Betriebsrat noch gegenüber dem betroffenen Personal.
Was wir wissen –ich erinnere: Einen Tag – am 21.06.2024 - später äußern sich die 13 AWO-Mitarbeiter:innen darüber, dass sie im Entscheidungsprozess nicht mitgenommen worden sind. Dann folgt ein paar Tage ein Brief von mehr als 100 Mitarbeiter: innen, welcher auszugsweise bekannt gemacht wurde.
Was wir nicht wissen: Ungeklärt durch die Recherchen der Presse bleibt auch die Frage, ob alle Unterzeichnenden wussten, dass ihre Unterschrift dann auch einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden würden. Wir wissen darüber nichts, weil die Erklärung im Wortlaut nirgends vollständig zu lesen war.
Was wir wissen: Anfang Juli 2024 konnte der Vorstand der AWO dann bekannt geben: „Alle diesbezüglichen Entscheidungen [über die vorgesehene Betriebsänderung] seien durch den Geschäftsführer mit dem Betriebsrat besprochen und entsprechend kommuniziert worden.“[12]
Versuch einer Bewertung
Aus dem, was die Öffentlichkeit aus den Artikeln herauslesen kann, wird deutlich: Es geht darum, dass Entscheidungen getroffen worden sind. Von den dafür gewählten und verantwortlichen Vereinsorganen: Dem Vorstand und dem erweiterten Vorstand. Hier zeigt ein Vorstand also, dass er die Führung übernimmt und die Verantwortung trägt. Solche Entscheidungsfreudigkeit fehlt in dieser Stadt in der Führung der Kommune des Öfteren. Und wird kritisiert.
Die Stadtverwaltung arbeitet nach Meinung vieler Bürger:innen ineffektiv und zu langsam und zu wenig digitalisiert – gut nachzulesen in der Facebook-Gruppe „Kommunalpolitisches Forum Delmenhorst“. Und wird dafür kritisiert. Die öffentlichen Kritiker und Kritikerinnen dieser fehlenden Entscheidungsfreudigkeit sind fast immer identisch mit denen, die jetzt wieder kritisieren.
Der AWO-Vereinsvorstand führt ein wachsendes Unternehmen und will, dass es dafür moderner, schnelle und digitaler agieren kann. Und wird dafür kritisiert.
Immerhin kann der geneigte Leser erkennen: Es geht um die Verbesserung der internen Verwaltungsarbeiten bei der AWO – als Verein und in den beiden gGmbHs. Es geht also um eine zügige Rechnungsstellung für erbrachte Dienstleistungen, um die passgenaue Antragstellung für öffentliche Gelder, um die Ausführung eines effektiven Forderungsmanagements, um pünktliche Erstellung von Lohnabrechnungen und die Erstellung von Bescheinigungen – die Liste lässt sich sicherlich noch ergänzen. Das sind die Kernaufgaben, die ein operativer Geschäftsführer des Vereins und der beiden AWO GmbHs umsetzen muss. Wenn diese Prozesse nicht reibungslos laufen, muss sich der Vorstand des Vereines „Arbeiterwohlfahrt Delmenhorst e.V.“, der die Verantwortung trägt, dies vom operativ tätigen Geschäftsführer erklären lassen dürfen.
Wer sich in der demografischen und soziokulturellen Entwicklung von Verbänden auskennt, wird verstehen können, was da los ist bei der AWO. Ein Vorstand versucht, die seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten eingeschliffenen Arbeitsweisen in Buchhaltung, Personalwesen und Fakturierung an die modernen, schnellen und digitalen Zeitläufe anzupassen. Das erfordert eine enge Abstimmung mit dem operativen Geschäftsführer, der ja die zentralen Dienste führen muss. Die Fluktuation in der Position der Geschäftsführung wird hier neben Corona ihre Ursache haben. Der ein oder die andere der Weggegangenen wird sich nach kurzer Zeit gefragt haben, warum er oder sie sich das antun soll –Veränderungen durchsetzen gegen Menschen, die dieses ablehnen und ihm oder ihr auch deutlich zu verstehen geben. Oder sie werden festgestellt haben, dass er oder sie die Detailkenntnisse für die Führung und Modernisierung dieser Bereiche nicht hat – und bei angestrebten Veränderungen dann auch nicht die Durchsetzungskraft entwickeln konnte, die dafür notwendig ist in den Gesprächen und Anweisungen für und mit den Mitarbeiter: innen. Da gibt es möglicherweise Mitarbeiter: innen an zentralen Stellen, die seit Jahrzehnten alles so machen, wie sie es sich eingerichtet haben, oder wie es irgendwann mal eingerichtet wurde. Wer schon mal Personalverantwortung hatte, weiß: Nach vielen, vielen und noch mehr Gesprächen mit allen Abteilungen, die sich ändern müssen, damit die gesamte Firma etwas davon hat, müssen Entscheidungen getroffen werden. Dies ist bei der AWO Delmenhorst nun geschehen. Der Vorstand hat entschieden. Der Geschäftsführer muss umsetzen bzw. hätte umsetzen müssen. Nicht mehr, und nicht weniger. Den drei (3!) von den Veränderungen betroffenen Mitarbeiter:innen scheinen ein Beschäftigungsangebot vom AWO-Bezirk zu erhalten. So, wie es sich gehört. Das ist der Respekt, den diese Mitarbeiter:innen brauchen und bekommen haben.
Übrigens: Da nützt auch keine Reingequatsche von der Außenlinie.[13]
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[1]) Vgl.: Peschges, Steffen: Awo Delmenhorst verliert ihren Geschäftsführer: Michael Venzke hat gekündigt. DelmeNews vom 20. JUNI 2024. https://delmenews.de/awo-delmenhorst-verliert-ihren-geschaeftsfuehrer-michael-venzke-hat-gekuendigt/?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR1PflImnciHBH-aHsJajQIIKjeXMq3ar2xiWR52XVfoKst9z5z-RVs5JOs_aem_3wlLo0FXfl3KGGr8NOJqyQ
[2]) Vgl. Peschges, Steffen: Awo Delmenhorst verliert ihren Geschäftsführer: Michael Venzke hat gekündigt. DelmeNews vom 20. JUNI 2024. https://delmenews.de/awo-delmenhorst-verliert-ihren-geschaeftsfuehrer-michael-venzke-hat-gekuendigt/?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR1PflImnciHBH-aHsJajQIIKjeXMq3ar2xiWR52XVfoKst9z5z-RVs5JOs_aem_3wlLo0FXfl3KGGr8NOJqyQ
[3]) Vgl.: Breuer, Thomas: Spitzenposten gleicht Schleudersitz. Nächster Geschäftsführer verlässt die Awo Delmenhorst in Kürze. dk-online vom 20.06.2024, 15:40 Uhr. https://www.dk-online.de/lokales/delmenhorst/artikel/naechster-geschaeftsfuehrer-verlaesst-die-awo-delmenhorst-in-kuerze-47260669?
[4]) Vgl.: Peschges, Steffen: Nach Kündigung des Delmenhorster Awo-Geschäftsführers: Vorstand Groth nennt überraschende Details. 21.06.2024. https://delmenews.de/nach-kuendigung-des-delmenhorster-awo-geschaeftsfuehrers-vorstand-groth-nennt-ueberraschende-details .
[5]) Das stand irgendwo auf Facebook …
[6]) Vgl. Bornholt, Ove | Bohlken, Jürgen: DRK-Kreisverband entlässt Geschäftsführerin aus „menschlichen Gründen“. Kreiszeitung vom 02.07.2024. https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/grazina-urmonas-drk-kreisverband-entlaesst-geschaeftsfuehrerin-93152993.html?
[7]) Vgl. Peschges, Stefan: Awo Delmenhorst: Operation Eigenlob. DelmeNews vom 24.06.2024. https://delmenews.de/awo-delmenhorst-operation-eigenlob.
[8]) Vgl. Breuer, Thomas: Nächster Geschäftsführer geht Ängste und Ärger bei Awo Delmenhorst: Mitarbeiter fordern Rücktritt des Vorstands. https://www.dk-online.de/lokales/delmenhorst/artikel/awo-delmenhorst-mitarbeiter-fordern-ruecktritt-des-vorstands-47266965.
[9]) Vgl. Peschges, Steffen: Hilferuf: Mehr als 100 Mitarbeiter unterzeichnen Brandbrief an den Delmenhorster
Awo-Vorstand. DelmeNews vom 01.07.2024. https://delmenews.de/hilferuf-mehr-als-100-mitarbeiter-unterzeichnen-brandbrief-an-den-delmenhorster-awo-vorstand/
[10]) Julius, Marco: Nach Kritik am Awo-Vorstand in Delmenhorst: Groth hält an Plänen fest. Dk-online, 02.07.2024. https://www.dk-online.de/lokales/delmenhorst/artikel/nach-kritik-an-awo-vorstand-gespraechsangebot-an-mitarbeiter-47360144
[11]) Hasse, Kai: Differenzen in der Führung: Awo-Vorsitzende Andrea Meyer-Garbe tritt zurück. https://www.dk-
online.de/lokales/delmenhorst/artikel/delmenhorster-awo-vorsitzende-andrea-meyer-garbe-tritt-zurueck-
42537434.
[12]) Vgl. Julius, Marco: Gesprächsangebot an Mitarbeiter Nach Kritik am Awo-Vorstand in Delmenhorst: Groth hält an Plänen fest. https://www.dk-online.de/lokales/delmenhorst/artikel/nach-kritik-an-awo-vorstand-gespraechsangebot-an-mitarbeiter-47360144.
[13]) Vgl. So geht es nicht, das kann ja wohl nicht sein – so der Tenor von Andrea Meyer-Garbe, die sich jetzt wieder öffentlich meldet und versucht, irgendetwas zu erreichen. Vor allem aber, wieder mal in der Zeitung zu stehen. Und sich dann auch gleich argumentiert, sie müsse in Delmenhorst bei der AWO als Mitglied geführt werden können, obwohl ihr Lebensmittelpunkt in Bremen ist. Das gab es ja schon mal, aber in anderer Konstellation: Da wollte sie ja auch in einem Delmenhorster Ortsverein der SPD ihre Mitgliedsrechte wahrnehmen, obwohl sie in Bremen zu Hause ist. Vgl. Becker, Andreas D.: Ehemalige Fraktionsvorsitzende vor die Tür gesetzt. https://www.weser-kurier.de/stadt-delmenhorst/spd-delmenhorst-andrea-meyer-garbe-vor-die-tuer-gesetzt-doc7e4g9k3q38xn475pihn. Auch wenn es ihr nach der Satzung der AWO jetzt ermöglicht wurde – macht das wirklich Sinn? Vor allem als ehemalige Vorsitzende sollte sie sich nicht mehr einmischen, das gehört sich nicht – nach so langer Zeit, wo sie abgetaucht war.
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